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    RONALD PROKEIN    
   
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MIT DEM AUTO DURCH DIE SAHARA
Weltreise

Etwas Verrücktes wollen die jungen Männer machen. Was andere kaum erleben, nehmen sie ins Visier. Die Idee kommt Prokein auf dem Zerstörer während der Bundeswehrzeit auf dem Weg nach Amerika.

Die Route führt sie mit dem Volvo 480 Turbo durch Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Italien, San Marino, Vatikanstadt, Tunsesien, Algerien, Marokko, Spanien, Portugal, Frankreich, Luxemburg, Belgien und die Niederlande. Zwischenziel ist einer der heißesten Orte der Welt, In-Salah mit erlebten 51 °Celsius im Schatten.

   
Sahara

Die Beine spüren die Rostocker wie Blei, das Gehen fällt verflucht schwer. Und Wasser empfinden sie plötzlich wie Gold. Der Sinn der Fahrt ist es auch, die kleinen Werte des Lebens wieder schätzen zu lernen. Der Bürgermeister von In-Salah, Hadji Abdurarem, der übrigens schon in Rostock zu Besuch war, lädt die Wanderer zu einem kühlendem Getränk ein.

Dabei stellt er fest, daß "die Menschen in Europa viel haben und trotzdem oft unzufrieden sind. In der Wüste haben sie wenig und sind immer fröhlich".

   
Weltreise

Ein Hotel leisten sich die Abenteurer extra nicht. Sie wollen ganz auf sich allein gestellt sein. Von Norden nach Süden lernen die drei Italien kennen, das in dieser Richtung nicht nur immer ärmer wird, sondern auch immer schmutziger. Die Rostocker sehen das Colosseum und den Vesuv. Auf der Autobahn vermissen sie die Beleuchtung von Verkehrszeichen.

Nach achtstündiger Überfahrt auf der Fähre von Sizilien schippern die Mecklenburger in Tunis ein.
Der Gestank in den Straßen der Stadt kriecht in die Nasen. In der Dunkelheit brechen die jungen Männer in die afrikanische Wildnis auf. Sie übernachten im Freien, ohne Zelt. Ein fremdes, unbehagliches Gefühl.

Bald bemerken sie, daß die Bevölkerung auch oft draußen schläft. Die Armut ist erschreckend. Die Abenteurer kommen sich wohlhabend vor, obwohl sie selbst mit den Finanzen jonglieren müssen.

In El Golea, der freundlichsten Kleinstadt der Sahara, waschen sich die Weltreisenden das erste Mal aus einem Tiefbrunnen in einer richtigen Oase. Das Gefühl der grenzenlosen Freiheit brennt in den Körpern. Palmenhaine sorgen für eine entspannte Atmosphäre.

   
Weltreise

In der Nacht legen sich Möller und Prokein in einer engen Gasse vor den Volvo, um zu schlafen. Eggert schlummert im Auto. Irgendwann am Morgen schreckt Prokein vom Starten des Motors hoch. Kerzengerade lugt er über die Haube des Wagens und sieht sein Freund hinter dem Lenkrad sitzen. Wie es scheint, will der gerade losfahren. Im selben Moment erblickt Eggert Prokeins Kopf. Der Motor verstummt.

Kurz darauf erzählt Eggert, daß er für einen Augenblick dachte, seine beiden Kumpel wären verschwunden und er wollte sie gerade suchen...

   
Weltreise

Die darauffolgende Nacht in der menschenleere Wüste werden die drei ebenso nicht vergessen. Ein Gebiet so groß wie Deutschland und sie mittendrin. So eine Stille haben die Reiselustigen noch nie erlebt. Sie empfinden eine direkte Verbindung zum Sternenhimmel.

Tags darauf ist mit einem Mal alles anders. Nachdem sie aufgrund von unwegsamen Sand- und Geröllpisten in Südalgerien umkehren mußten, fegt ein Sandsturm über das Gebiet. Der vorher noch blaue Himmel, die Straße und Lehmhütten verschwinden hinter einer ockerfarbenen Wand. Die Rostocker müssen pausieren. Eine halbe Stunde später ist der Spuk zu Ende, doch Wanderdünen kreuzen noch zuweilen den rissigen Asphalt.

   
Weltreise

Einmal kommt der Volvo dadurch gefährlich ins Schleudern. Prokein bringt das Auto wieder in die Spur, wobei er die anderen beiden noch während des Manövers aus lauter Kehle beruhigt.

Die geldhungrige Atmosphäre in Nordalgerien sorgt für ein Stimmungstief. Neugierige Menschen in löchrigen und geflickten Gewändern scharren sich ums Auto, halten ihre knochigen Hände auf und betiteln den Wagen als `Ferrari`. Mitunter geben die drei Gefährten den armen Leutchen ein paar `Taler`. Wörter wie `Hitler` und `Kartoffel` sind zu hören. Zwischen wilden Hunden und deren Gebell schlafen sie in der Küstenstadt Oran dem nächsten Tag entgegen.

   
Weltreise

Niemals hätten die Mecklenburger daran gedacht, daß das marokkanische Atlasgebirge so gefährlich sein kann. Als es dunkel wurde, verfolgt sie ein Wagen, der ständig Lichthupe gibt, dicht auffährt, dann drängelt und schließlich überholt. Ein vor ihnen fahrender Lieferwagen will den Weg versperren. Die Rostocker kommen da gerade noch so vorbei. Im Atlasgebirge bietet man den Abenteurern Haschisch an. Manchmal kommen Männer, gekleidet in langen Mänteln, von Abhängen herunter und bieten Armbanduhren an, die an den Innenseiten des Stoffes hängen. Einige finstere Gestalten haben sogar Kalashnikows bei sich.

Als die Reiselustigen wieder europäischen Boden betreten, wenn auch noch 3500 Kilometer von Rostock entfernt, fühlen sie sich schon wie zu Hause. Aber so weit ist es noch nicht. Auf einer Hauptstraße von Brüssel fliegt plötzlich eine Wagentür vor dem Volvo auf. Er kracht direkt in sie hinein. Doch Schuld hat der Fahrer des Peugeot. Er hat versäumt, vor dem Öffnen der Tür in den Rückspiegel zu schauen. Es entsteht an Prokeins Auto ein Schaden von 7000 DM. Da niemand die Polizei holt, will die Gegenseite, trotz anfänglicher Beschwichtigungen, später nicht zahlen. Prokein schaltet als letzte Option den Europäischen Gerichtshof ein. Daraufhin überweist die belgische Versicherung sofort.

Der Trip in die Sahara lehrt den drei Gefährten viel über das, worauf es im Leben ankommt: Gegenseitige Hilfe, Rücksichtnahme und vor allem der sorgsame Umgang mit Wasser.

Als sie wieder in ihrer Heimatstadt ankommen, sehen sie die gefüllten Supermärkte mit ganz anderen Augen.


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